Podiumsdiskussion mit den Direktkandidaten im Wahlkreis 8 – Eckernförde

Serpil Medyatli (SPD), Jette Waldinger-Thiering (SSW), Daniel Günther (CDU), Wolfgang Kubicki (FDP), Joschka Knuth (Grüne), Wolfgang Dudda (Piraten), Andree Beckers (AFD) und Frank Dreves (parteilos)

Foto: Susanne Karkossa-Schwarz

Ich schildere folgend meine Empfindungen des Abends:

Nun saß ich dort oben auf dem Podium mit jenen, die ich sonst nur aus dem Fernsehen kannte. Vor mir stehend und sitzend etwa 300 Interessierte – am Eingang ließ man aus Sicherheitsgründen keine weiteren Personen mehr herein. Ich erkannte viele bekannte Gesichter aus Eckernförde und den vielen Gemeinden im Wahlkreis. Amtsvorsteher, Amtsdirektor, Bürgermeister, ein Staatsanwalt vom Oberverwaltungsgericht und viele Personen mehr mit Rang und Namen.

Die Kandidaten wurden zunächst durch die Moderatoren Achim Messerschmidt sowie Gernot Kühl vorgestellt. Fotografen tauchten immer wieder auf und viele Besucher filmten mit ihren Handys.

Als ich als dritter Kandidat dran war, begann Achim Messerschmidt mit einer Frage, auf die ich nicht unbedingt vorbereitet war. Er sagte, dass ich ja als Einzelbewerber nicht viele Chancen hätte den Wahlkreis zu gewinnen und fragte, welche Unterschiede es bezüglich des Wahlkampfes zwischen einem Vertreter der Parteien und mir gäbe.

Zunächst musste ich ihm vehement widersprechen und machte ihm und dem geneigten Zuhörer deutlich, dass ich der Meinung sei, den Wahlkreis bereits als Direktkandidat gewonnen zu haben.

Die Unterschiede im Wahlkampf versuchte ich damit beginnend deutlich zu machen, dass man Spenden an Parteien und deren Kandidaten steuerlich geltend machen könne, Spenden an mich als Einzelbewerber hingegen nicht. Daniel Günther und Wolfgang Kubicki lenkten umgehend ein und behaupteten, dass meine Aussage nicht der Wahrheit entsprechen würde. Na, das ging ja schon mal gut los. Ich hatte das Gefühl, dass gerade die Parteien, die für die Ablösung der jetzigen Regierung so wichtig sind, es auf mich abgesehen hätten. Das Thema wurde geklärt, indem ich sagte, dass es hier zwei unterschiedliche Meinungen gäbe und ich dies in den nächsten Tagen klären wolle. (Ich beziehe mich in diesem Zusammenhang auf den § 34g des Einkommenssteuergesetzes sowie den §2 des Parteiengesetzes. Hierin ist alles für Parteien und Wählergemeinschaften geregelt und der Logik nach müsste dies auch für Einzelbewerber geregelt sein, ist es aber nicht). So blieb mir noch anzufügen, dass die Parteikandidaten auf ein bestehendes Netzwerk zurückgreifen könnten und die Mitglieder der einzelnen Ortsverbände das Aufstellen von Plakaten übernehmen würden, ich hingegen auf die Hilfe vieler Mitstreiter angewiesen bin. Die SPD hat beispielsweise 1,1 Mio € für den S-H-Wahlkampf zur Verfügung.

Nun wurde das Thema Geburtshilfe und Kinderstation Eckernförde diskutiert. Nachdem alle Parteien sich einig waren und überwiegend Frau Medyatli ein schlechtes Gesicht machte, schlug ich vor, dass doch alle Direktkandidaten der Bürgerinitiative bei ihrer Demo am 1. April den Rücken stärken sollten. Des Weiteren ist es meine Überzeugung, dass es, sollte eine derartig fraktionsübergreifende politische Einigkeit bestehen, auch einen juristischer Weg geben werde.

Beim Thema Windkraft ging es dann so richtig zur Sache. Besucher haben mir geschildert, dass der Saal nach meinem ersten Vortrag bebte. Das war tatsächlich ein ermutigendes Gefühl.

Als der Direktkandidat der Grünen, Joschka Knuth, mir anschließend vorwarf, dass er im bisherigen Verlauf der Sitzung von mir nur Gemecker gehört hätte, wurde er mit lauten Buhrufen und Pfiffen überschüttet. Seine Erklärungen, dass alle Tourismusgebiete in absehbarer Zeit aufgrund des vom Menschen gemachten Klimawandels im Meer versinken werden, wenn wir denn in S-H die 10-H-Regelung einführten, wodurch dann nur noch wenig Windkraftanlagen gebaut werden könnten, haben die meisten Zuhörer nicht ernst genommen und es in die Schublade Ökopopulismus gesteckt. Wirklich konstruktive Ansätze waren in seinen Worten nicht zu erkennen. Allerdings, so muss man ihm tatsächlich zugestehen, ist er für seine 23 Jahre ein wortgewandter junger Mann, der sicherlich bei den Grünen seinen Weg machen wird.

Rückendeckung erhielt ich von Daniel Günther, Wolfgang Kubicki sowie Wolfgang Dudda. Die Ausführungen von Daniel Günther musste ich dann doch noch kommentieren, da ich nicht glaube, dass er sich gegen die Windkraftlobbyinteressen in seiner eigenen Partei durchsetzen wird. Insgesamt waren einige Aussagen widersprüchlich zum Parteiprogramm – hierzu aber demnächst mehr unter der Rubrik links „Der Konkurrenz ins Programm geschaut“.

Nach einer etwa 15minütigen Pause ging es dann mit den Fragen der Zuhörer weiter. Hier waren die herausragenden Themen die Windkraft und die Kinderstation in Eckernförde. Nun geriet die SPD-Frau mächtig ins Straucheln und redete sich um Kopf und Kragen. Die Menschen im Publikum wurden immer wütender.

Dankbar war ich, als Alexandra Bruhns von der Bürgerinitiative „Eine Stimme für Kinder“ in Eckernförde, u.a. mich für die Erststimme am 7. Mai vorschlug.

Leider kamen viele Themen, wie die Stärkung des ländlichen Raumes, die von mir geforderte Abschaffung der Straßenbaubeiträge durch uns Bürger sowie die Deponieplanungen am Eckernförder Stadtrand in Gammelby gar nicht zur Sprache, oder viel zu kurz. Die Zeit ließ einfach nicht mehr zu, obwohl einige Zuschauer noch gern die ganze Nacht diskutiert hätten.

Die Abschlussrunde begann mit Andree Beckers von der AFD, der sich zuvor von Höcke, Gauland und von Storch distanzierte, nun aber mit einem Kommentar zu Geschlechterangaben auf Facebook die folgend sprechenden Joschka Knuth und Sepil Midyatli zur Weißglut brachte. Hätten die beiden hier noch einmal die Chance gehabt, zu einem Thema zu sprechen, wofür sie richtig brennen und ihren wirklich schlechten Auftritt über die letzten Stunden noch ein wenig ins Positive zu verwandeln, kommentierten sie lediglich die Aussage des AFD-Mannes. Dies empfand ich als ein wenig ungeschickt von den beiden.

Mein Abschluss fand ich in der Aufforderung, den Mensch mit der Natur in Einklang zu bringen und die Schätze vor der Haustür rund um die Eckernförder Bucht zu schützen. Dann verlas ich einen Auszug aus einem Parteiprogramm:

„Wir werden darauf achten, dass unsere attraktiven norddeutschen Landschaften erhalten bleiben und der Artenschutz gewährleistet wird“

Tja, die Zuhörer wollten es kaum glauben, aber dies steht so im Parteiprogramm der SPD. Ich sprach abschließend Jette Waldinger-Thiering, Serpil Midyathli und Joschka Knuth noch einmal persönlich an und warf ihnen vor, dass sie mit den Windkraftplänen ihrer Parteien genau das Gegenteil von diesem Wahlversprechen der SPD umsetzen: Sie treten den Artenschutz mit ihren Windkraftplänen mit Füßen und zerstören unsere wundervollen Landschaften!

Erst nach 23 Uhr war die Veranstaltung beendet.

Am schlechtesten – und darüber waren sich alle einig, mit denen ich gestern und heute viele Gespräche geführt habe – hat sich Serpil Midyatli verkauft. Und es war nicht so, dass ihre Hauptthemen nicht diskutiert wurden. Sie musste nicht nur Schelte bezüglich ihrer eigenen Ansichten und der SPD entgegennehmen, sondern ebenfalls vertretend für den Landesvater Albig. Dieser wird sich warm anziehen müssen, wenn er am 4. April seinen großen Wahlkampfauftritt in der Eckernförder Stadthalle hat.

(Das Foto zeigt Wolfgang Dudda (Piraten) und den parteilosen Direktkandidaten Frank Dreves)