Im folgenden Text möchte ich aufzeigen, warum nach meiner Überzeugung jene Vereine und Institutionen zu der geplanten Industrialisierung im und um Deutschlands jüngsten und nördlichsten Naturpark schweigen, die ihren Aufgabenbereich betreffend laut aufschreien müssten:

Nun ist es doch perfekt:

Riesebyer Bürgermeister Jens Kolls wird Vorsitzender vom Naturpark Schlei e.V.

Der immer wieder in die Schlagzeilen geratene SPD-Kreistagsabgeordnete Kolls wurde nun zum Vorsitzenden des Vereins gekürt, welcher sich um die Interessen des jüngsten Naturparks Deutschlands, dem Naturpark Schlei, kümmern sollte. Kolls gilt als Wegbereiter des umstrittenen Windparks Saxtorf, welcher auf dem Gebiet der Gemeinde Rieseby, wo er seit 2013 Bürgermeister ist, mit 6 ENERCON-Windkraftanlagen zu je 200m Höhe entstehen soll. Als der Windpark noch in den Kinderschuhen steckte, war Jens Kolls Bauausschussvorsitzender der einwohnerstärksten Gemeinde auf der Halbinsel Schwansen und zugleich der Leiter der örtlichen Sparkasse. Es ist kein Geheimnis, dass zumindest ein Vorhabenträger des Windparks Gespräche mit jener Bank führte, die Kolls in Rieseby vertrat.

Doch die Riesebyer wollen die riesigen Windkraftanlagen nicht in ihrem Garten stehen haben und entschieden via Bürgerentscheid 2015, dass die Anzahl der Anlagen auf sechs beschränkt sein soll und die Höhe einhundert Meter nicht überschreiten darf.

Aus Sicht des Naturschutzes spricht einiges gegen die Planungen der riesigen Anlagen und auch aus Sicht des so wichtigen Wirtschaftsfaktors Tourismus spricht mindestens ebenso viel gegen die Bebauung der Ferienhalbinsel mit Windkraftanlagen. Die meisten Gemeinden rund um die Schlei zahlen jedes Jahr viel Geld an zwei Institutionen, die sich genau um die beiden Belange Naturschutz und Tourismus kümmern sollen. Zum einen ist das die Lokale Tourismus-Organisation (LTO) Ostseefjord Schlei GmbH mit ihrem Geschäftsführer Max Triphaus und zum anderen der Naturpark Schlei e.V. als Trägerverein des 6. Naturparks in Schleswig-Holstein.

Beide Stellen wurden in den vergangenen Jahren immer wieder von besorgten Bürgern dazu aufgefordert, Stellung zu der geplanten Industrialisierung der Region mit Windkraftanlagen zu beziehen. Es ist eindeutig, dass die Pläne des Windparks Saxtorf, welcher im Naturpark Schlei liegt, aber auch die weiteren Pläne vieler hoher Windkraftanlagen, den definierten Zielen im Naturparkplan sowie den Aufgaben einer Tourismusorganisation entgegenstehen. Doch die Ostseefjord Schlei GmbH sowie der Naturpark Schlei e.V. schwiegen bzw. wiederholten eine völlig veraltete Sichtweise aus dem Jahr 2009, wo man niemals von derartig hohen Industrieanlagen ausgehen konnte. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Noch vor wenigen Jahren, nach dem verheerenden Unglück im japanischen Fukushima, stellten sich fast alle Gemeinden positiv gegenüber der Windkraft. Niemand der Kommunalpolitiker ahnte, welch Auswirkungen dies haben könnte, kannte man bislang doch lediglich ein paar 70m hohe Anlagen da oben in Höxmark.

Einer wusste es genau

Ein Kommunalpolitiker wusste dies aber sehr genau, denn mit Windkraft war er länger schon befasst. Jens Kolls sah den wirtschaftlichen Faktor der möglichen Gewerbesteuereinnahmen für seine Gemeinde. Ob er bei einem Zustandekommen von Verträgen zwischen einem Vorhabenträger und seiner Bank oder bei möglichen Beteiligungen seiner Bankkunden bei einer Art Bürgerwindpark bzw. angedachten Genussrechten auch finanzielle Vorteile genossen hätte oder genießen wird, kann ich nicht beurteilen, da ich Provisionsvereinbarungen und Verträge der Banken mit ihren Mitarbeitern nicht kenne.

Unglücklich erschien mir jedoch, dass Kolls im Vorstand des Naturpark Schlei e.V. mitwirkt und entsprechend Einfluss nehmen konnte – auf die Entscheidung, eben keine Stellung bezüglich negativer Auswirkungen durch Windkraftanlagen auf Flora und Fauna zu beziehen.

Seit kurzem ist der bisherige Gsf. Ulrich Bendlin kein Geschäftsführer des Vereins mehr. Die Geschäftsbesorgung wurde vertraglich zwischen der Ostseefjord Schlei GmbH und dem Naturpark Schlei e.V. geregelt.

Da passt es doch, dass der bisherige Vorsitzende des Vereins Dreyer nicht weiter für die Vereinsspitze zur Verfügung stand und Riesebys Bürgermeister Jens Kolls seinen Hut in den Ring warf und prompt gewählt wurde. Für diesen Posten war zunächst der Schleswiger Bürgermeister vorgesehen. Kolls wollte lediglich zur Verfügung stehen, wenn sich kein anderer finden ließe.

Der Bürgermeister Riesebys, welcher den Windpark Saxtorf mit aller Macht nach vorne trieb, ist nun Vorsitzender des Vereins, der jahrelang schwieg und gegen unbequeme, windkraftkritische Bürger zu klagen versuchte. Und jene Organisation, die eigentlich alles dafür unternehmen müsste, dass die herrliche Naturlandschaft für Urlauber und Einheimische erhalten bleibt, übernimmt die Geschäftsbesorgung des Vereins, wo Kolls nun Vorsitzender ist.

Wenn es nicht so durchschaubar wäre, würde man meinen es handelt sich um ein Märchen, es ist aber nach meiner Einschätzung eine gefährliche Konstellation, die nun von einflussreicher Stelle geprüft wird.

Wird es aufgrund des jahrelangen Schweigens zweier Vereine nun zur Ausnahmegenehmigung des umstrittenen Windparks in Saxtorf/Rieseby kommen? Konnte schon der Windpark Loose aufgrund dieses Schweigens zustande kommen? Werden auch die weiteren Vorrangflächen im und um diesen einzigartigen Naturpark mit riesigen Industrieanlagen bebaut werden, weil Max Triphaus, Jens Kolls und weitere Funktionäre schweigen? In Sachen Windkraft haben beide Institutionen eine wunderschöne Gebietskulisse aufs Spiel gesetzt, die überhaupt erst die Existenzgrundlage der Ostseefjord Schlei GmbH sowie des Naturpark Schlei e.V. bildet. Warum verhalten sich die Funktionäre so?

In Kürze folgt hier ein Bericht über die Ostern und in Folgetagen durchgeführte Meinungsumfrage an verschiedenen Stränden. 301 Probanden = 20.000 € Kosten für ein paar Gemeinden.

Schon jetzt kann gesagt werden, dass der Geschäftsführer der Ostseefjord Schlei GmbH, Max Triphaus, erheblichen Einfluss auf die Fragestellungen der Studie hatte, dessen Ergebnis am 9.6.2017 in der Presse erwartet wird. U.a. wurden den Probanden auf einem kleinen Tablet klitzekleine Bilder von Windkraftanlagen gezeigt, um deren Meinung dazu zu erfragen. Ich persönlich konnte eine Urlaubergruppe dabei begleiten, wie sie an der Studie teilnahm und durch eine gezielte Fragestellung sichtlich verwirrt wurde. Trotz der Verwirrung sah wohl eine Gruppe der Probanden die Windkraftplanungen kritisch. Bei einer immer noch laufenden Umfrage sieht es bislang völlig anders aus, hier kündigen fast alle Teilnehmer an, sich eine andere Urlaubsregion zu suchen, sollten die Eckernförder Bucht und die Schleiregion mit derartig vielen Industrieanlagen bebaut werden. Vermutlich liegt dies daran, dass bei dieser Umfrage objektiv darüber aufgeklärt wird, was hier genau geplant ist.